top of page

Canon EOS RP für Hundefotografie ?

Aktualisiert: 7. Dez. 2020

Ist die Canon EOS RP für Hundefotografie geeignet? Dieser Frage möchte ich in diesem kleinen Erfahrungsbericht auf den Grund gehen!

Die Canon EOS RP wurde ja in der zweiten Jahreshälfte 2018 nach der EOS R als zweite spiegellose Vollformatkamera von Canon angekündigt. Sie war vor allem als absolutes Einsteigermodell im Bereich der Vollformatkameras angedacht. Für knapp über 1000€ eine Vollformatkamera klingt auf dem Papier auch ziemlich verlockend, obwohl man schon bei dem Preis weiß, dass natürlich irgendwo auch gespart wurde. Stand Ende 2020 ist die RP auf dem Gebrauchtmarkt sogar für unter 1000€ zu bekommen.


Die Specs der Kamera will ich hier nicht nochmal wiederholen. Die findet man auch ganz einfach per Google und werden in vielen Reviews bei YouTube oft genug genannt. Als ich die Spezifikationen damals das erste Mal gelesen hatte, war mir eigentlich schon klar, dass diese Kamera eher nichts für mich sein wird. Nichtsdestotrotz ergab sich die Chance durch die Kooperation mit Canon sie zu testen und na ja.... besser selbst ausprobieren und evtl überraschen lassen als eben anderen nur nachplappern und voreingenommen zu sein. Ich durfte die EOS RP insgesamt 8 Wochen testen.


Eine Sache war für mich mit am wichtigsten beim Test:


Wie gut funktionieren EF und Dritthersteller -Objektive an den neuen spiegellosen Kameras via des mitgelieferten Adapter? Dazu aber später mehr...

Insgesamt werde ich mich in diesem Blog rein auf die Fotofunktionen der Kamera konzentrieren.


Auf was ich nicht eingehe und was mich auch nicht interessiert hat ,sind die Videofunktionen. Von dem, was man in Reviews aber so gehört hat, ist sie dafür für 2020- Verhältnisse nicht mehr zeitgemäß ausgestattet.


Haptik

Canon EOS RP
Frontansicht der Canon EOS RP

Also erstmal vorweg: Schöne neue Umverpackung! Mit der Einführung der R-Modelle wurden diese auch modernisiert und kommen im schlichten Schwarz und dadurch auch etwas edler daher - zumindest mein Empfinden.


Da hielt ich sie nun und ich musste gleich beim ersten Zugreifen sagen, dass es sich gut in den Händen (mittelgroße Männerhände) angefühlt hat. Trotz der eher kleinen Ausmaße fasste sie sich schön griffig an. Am ehesten hat sie mich an meine Canon 70D erinnert.

EOS RP Griff
Der Griff der EOS RP ist tief genug und mit dem Zeigefinger auf dem Auslöser lag die EOS RP gut in meiner Hand.

Leider ist es so, dass ich mit meinem kleinen Finger unter den Griff rutsche, wenn ich meinen Zeigefinger NICHT auf dem Auslöser platziere. Es gibt aber noch eine Grifferweiterung. Mit dieser sollten auch Leute mit größeren Händen gut mit der RP zurechtkommen. Das Gehäuse ist sogar aus Magnesium gefertigt und außen mit Kunststoff verschalt. Somit soll es auch gegenüber Spritzwasser und Staub geschützt sein, ähnlich wie bei einer 5D Mark III. Coole Sache: Man kann die EOS RP nun auch per USB- C + Ladegerät laden ohne den Akku zu entfernen. Ein separates Akkuladegerät, wie man es von älteren Modellen kennt, liegt aber auch bei.

EOS RP von oben
Die "RP" von oben. Ein Schulterdisplay fehlt. Dafür hat man ein Moduswahlrad.

Bedienung


Da ich bereits 2019 die Canon EOS M5 testen durfte, aber leider nicht so wirklich mit dieser warm geworden bin, hatte ich bei der RP zu Beginn etwas Sorge, dass ich auch mit der Bedienung nicht so gut zurechtkommen könnte, wie es damals eben bei der EOS M5 der Fall war. Konkret hat mich vor allem gestört, dass man für einige Funktionen einfach nicht mehr eine separate Taste hatte. Ein schnelles umschalten in die Serienaufnahme war bei der M5 einfach nicht möglich. Auch das Einstellen des ISO-Wertes empfand ich als eher fummelig. Daher war das schonmal eine Erleichterung als ich das erste Mal mit der EOS RP losgezogen bin und beim Ausprobieren festgestellt hatte, dass die drei Parameter Blende, Verschlusszeit und ISO sehr gut einzustellen waren ohne, dass ich mich groß eingewöhnen musste. Alles war gut mit den Fingern erreichbar ohne vom Sucher weggehen zu müssen. Es fehlen aber nach wie vor Möglichkeiten, wie man per Knopfdruck auf die Serienaufnahme wechselt oder auch den Weißabgleich einstellt. Das kann man entweder über die Symbole am Touchscreen ändern. Es war okay vom Handling. Wichtig war mir wirklich, dass man die drei Hauptparameter für die Belichtung schnell einstellen kann und das funktioniert gut bei der EOS RP. Viele haben bei der EOS R ja die Touchbar kritisiert und sich einen Joystick, wie z.B. bei den EOS 5D oder 1D -Modellen gewünscht. Die RP hat nun GARNICHTS von beiden. Das AF -Feld ( wenn ein einzelnes ausgewählt ist) verschiebt man hier mit den Richtungstasten, die bei der EOS RP anstelle eines großen Multifunktionsrad an der Rückseite platziert sind. Das kenne ich schon so von der Canon EOS 70D und hat letzten Endes auch funktioniert. Die RP bietet allerdings eine Funktion namens "Touch & Drag", die es u.a. ermöglicht, dass man sich im Menü einen bestimmten Bereich des Touchscreens , wie z.B. die obere rechte Ecke, als "Touch-Joystick" einrichtet. So kann man sein AF-Feld mit dem Daumen wunderbar verschieben. Ich empfand diese Möglichkeit sogar noch besser vom Handling als mit dem Joystick bei meiner EOS 5D Mark IV und macht diesen für mich quasi obsolet. Ich könnte somit auch bei meiner zukünftigen Kamera auf den Joystick verzichten, zumal der Augen-Autofokus ja dann sowieso das "anvisieren" regeln wird.


Schön empfand ich, dass man noch ein klassisches Moduswahlrad hat, was bei der EOS R ja nicht der Fall ist. Ich war immer im Manuellen Modus unterwegs. Den neuen Fv- Modus hab ich irgendwie vertrieft zu testen, obwohl er mich schon interessiert hätte. Na ja....


Was aufgrund des kleinen Bodies auch fehlt ist ein Schulterdisplay, wie ich es bisher bei meiner 70D, 5D Mark III und IV eben kannte und auch sehr gewöhnt daran bin, damit zu arbeiten und kaum auf das "normale" Display zu schauen. Ich muss allerdings zu meiner eigenen Überraschung gestehen, dass ich das Schulterdisplay kaum vermisst habe und ich mich nicht erinnern kann, dass ich mal in einer Situation gewesen bin, in der ich es mir sehnlichst herbeigewünscht hätte.


Mit was ich auch nach wie vor so meine Probleme habe, ist der elektronische Sucher. Dieser löst bei der RP mit 2,36 Millionen Bildpunkten auf einem 0,39" großen OLED auf. Es ist natürlich toll zu sehen, dass man im Sucher sofort sieht, wie die Belichtung beim fertigen Foto ist, aber das Bild im Sucher nahm ich stets etwas kontrastreicher wahr, als es dann beim fertigen Foto tatsächlich aussah. Dieses Problem hatte ich auch schon bei der EOS M5. Ich kann nun allerdings keine Vergleiche zur EOS R oder elektronischen Suchern von anderen Herstellern ziehen. Ein paar Worte noch zum dreh- und schwenkbaren Display. Das ist natürlich eine feine Sache und ermöglicht es durchaus auch neue Perspektiven auszuprobieren bzw. damit besser zurecht zu kommen. So könnte man theoretisch auch rein über das Display fotografieren. Bisher war das aber nicht unbedingt mein Ding, probiert habe ich es aber trotzdem und bei Porträts hat das erstaunlich gut geklappt. Gerade für Fotos auf Augenhöhe muss man sich so nicht zwingend auf den Boden legen sondern braucht nur etwas in die Hocke zu gehen und kann von dort aus die Kamera auf Augenhöhe des Hundes halten oder ganz bis auf den Boden gehen. Dann kann man sich das Display so zurecht drehen, wie man es für einen in diesem Moment gerade passt bzw. wie man es gerade für das Motiv braucht - das könnte in Zukunft für mich noch echt interessant werden, wenn es um neue Ideen geht.

Rückseite der EOS RP mit dem dreh- und schwenkbaren Display

Autofokus


Auch beim Autofokus hat man wieder die Wahl zwischen verschiedenen AF-Methoden. Da Hunde bei der Gesichtserkennung noch nicht enthalten sind, ist diese Funktion für mich leider nutzlos. Erst bei den neueren Modellen, der EOS R5 und der R6 wird ein Autofokus speziell für Tiere unterstützt. Wie bei einer DSLR hab ich mich also auch bei der RP für ein einzelnes AF-Feld entschieden. Hierbei hat man noch die Möglichkeit zwischen zwei Größen zu wählen. Ich hab mich stets für die kleinere Variante entschieden, da ich immer auf die Augen fokussiere.


Hier spielt dann die spiegellose Vollformatkamera ihre Stärke aus. Durch das Weglassen des Spiegels gehören Probleme, wie Front- und Backfokus der Vergangenheit an. Rein bei Porträts hat man nur noch ganz wenig Ausschuss. Das ist einfach nur genial, wie man im folgenden Beispiel sehen kann:

Hin und wieder hat man dann doch mal eine Fehlfokussierung. Hier ist der Fokus mal wieder auf die Nase gerutscht

Bei Actionaufnahmen sieht das leider etwas anders aus. Hier merkt man einfach auch, dass diese Kamera als Einstieg in das Vollformat gedacht ist und Serienaufnahme ist ein Punkt, wo Canon den "Cripple-Hammer" angesetzt hat. Im Idealfall vier Bilder pro Sekunde mit nachgeführten Autofokus ist einfach zu wenig für Action mit Hunden, zumindest für mein Empfinden. Zumal zwischen den Auslösungen auch noch kurz das Bild "angehalten" wird und man das gerade geschossene Foto für Sekundenbruchteile im Sucher sieht. Ich hab keine Funktion im Menü gefunden das auszuschalten. Das hat auch in dem Sinne nichts mit der Option zu tun, ob und wie lange man ein gerade geschossenes Foto auf dem Bildschirm angezeigt bekommt. Wer hierfür eine Lösung parat hat, kann sie mir gerne mitteilen. Durch diese Problematik war es für mich nahezu unmöglich einen Hund ordentlich zu verfolgen, vor allem, wenn es ein schneller Windhund ist, da er in der Zeit, in der mir das Foto im Sucher angezeigt wird schon an einer anderen Stelle ist. Ich hab zwar ein paar vernünftige Actionaufnahmen hinbekommen, aber die waren eher aus der Kategorie "Spray and pray", sprich Glückstreffer. Glück spielt bei Actionaufnahmen zwar immer eine gewisse Rolle, aber hier in einem Verhältnis, dass ich sage : " Okay, für mich sind Actionfotos mit dieser Kamera kaum kontrollierbar". Selbst mit meiner betagten Canon EOS 70D fiel mir dies leichter.

EOS RP Burst mode
Mit etwas Glück gelingen auch Actionaufnahmen.


EF - Objektive adaptieren


In Ermangelung von RF-Objektiven war ich ja quasi gezwungen auf meine EF-Objektive zurückzugreifen. Generell nichts Schlechtes, denn mit der Perspektive, dass meine nächste Kamera ebenfalls spiegellos sein wird ( zu 99% wird es die EOS R5 ) werde ich auch in Zukunft mit dieser erstmal meine alten Objektive per Adapter benutzen.

Das Adaptieren war für mich einer DER WOW-Faktoren bei dieser Kamera. Wie einige vielleicht wissen, arbeite ich gerne mit großen Offenblenden, wie f/1.4 oder eins bis zwei Stufen abgeblendet. Wie unter dem Punkt "Autofokus" geschrieben, sitzt der Autofokus praktisch zu 90% , wenn man das Auge richtig anvisiert und der Hund jetzt nicht unbedingt eine plötzliche, ruckartige Bewegung macht. Interessant war aber für mich auch, ob das Adaptieren auch mit Objektiven von Drittherstellern, wie Sigma funktioniert. Ich mache es kurz: Ja, ohne einen feststellbaren Unterschied zu den nativen Canon- Objektiven.

EOS RP + Adapter + EF 135mm f/2L USM
EOS 5D Mark IV + Sigma f/1.4 DG HSM

Also: Adaptieren - großer Pluspunkt!


Das einzige, auf was man aufpassen muss ist, dass man die ganzen Objektiv- , Adapter- und Kameradeckel nicht durcheinander bringt oder einen verliert UND das Ganze "Konstrukt" wird dadurch vom Gewicht teilweise SEHR frontlastig, wenn man mit Objektiven arbeitet, die über 1,0 - 1,5kg wiegen. In meinem Fall waren es das EF 300mm f/2.8L IS USM und das Sigma 105mm f/1.4 DG HSM.

Canon EOS RP  35mm Adapter
Das 135mm f/2L USM ließ sich sehr gut adaptieren und war vom Handling auch ausgewogen und nicht zu frontlastig

Bildqualität


Generell lässt sich an der Bildqualität wenig meckern. Am ehesten konnte ich sie mit der Qualität meiner 5D Mark III vergleichen. Ich würde sagen, dass die RP sogar noch ein Stück besser ist und mit der Qualität der 5D Mark III war und bin ich bis heute zufrieden. Aufgrund des größeren Sensors war die Bildqualität natürlich auch besser als bei meiner EOS 70D. Das Einzige, was mir definitiv aufgefallen ist, dass man schon relativ früh (ISO 2000) ein sichtbares Bildrauschen zu sehen bekommt. Nun bin ich da mittlerweile an die 5D Mark IV gewöhnt, die diesbezüglich nochmal etwas besser aufgestellt ist.

EOS RP ISO
ISO 1000; nachträglich um 1,5 Blendenstufen in Lightroom aufgehellt

Fazit


Tja, ist die EOS RP nun für die Hundefotografie geeignet oder nicht? Würde ich sie jemandem empfehlen, der vor hat sich eine neue Kamera zu kaufen?


Die Antwort: Eher nicht, zumindest nicht als Hauptkamera. Als Backup vielleicht schon eher, wenn man eben für diesen Zweck eine günstige Kamera sucht und mit dieser vielleicht schonmal ins spiegellose Vollformat hineinschnuppern möchte. Der größte Makel für mich ist einfach die Serienbildgeschwindigkeit mit nachgeführten Autofokus. Wenn jemand NUR Porträts von Hunden machen will, kann er mit dieser Kamera für diesen Preis eigentlich nichts falsch machen. Es gab auch mehrfach die Situation, dass ich die RP meiner 5D Mark IV vorgezogen habe, wenn ich wusste, dass ich an dem Tag KEINE Actionaufnahmen machen werde, wie z.B. an jenem Tag, als ich diese Fotos gemacht habe.

Aber sind wir mal ehrlich: Actionaufnahmen gehören in der Hundefotografie nun mal dazu und ich kenne kaum einen in diesem Bereich, der dies bei Outdoor-Shootings nicht mit im Repertoire hat. Gerade als ich anfing aktiv zu fotografieren, waren es die Actionaufnahmen, die mich richtig gereizt haben. Hunde in Bewegung und das Ganze mit freigestellten Hintergrund - DAS ist es, was ich wollte und dementsprechend hab ich auch damals bei meiner Suche nach einer geeigneten Kamera auf die Serienbildgeschwindigkeit geschaut. Damals war die EOS 70D mit ihren 7 Bildern pro Sekunde ein guter Kompromiss und auch heute komme ich damit an meiner 5D Mark IV relativ gut zurecht.


Für welchen Bereich der Fotografie könnte ich der RP nun eine Empfehlung aussprechen?


Wahrscheinlich am ehesten der People-Fotografie, bei der die Leute hauptsächlich Porträts machen. Vielleicht auch noch in der Hochzeits- und Neugeborenen- Fotografie.


Für mich als Hundefotograf, im Hier und Jetzt als auch in der Zukunft, sehe ich keinen Grund sie mir zuzulegen. Das Testen hat trotzdem Spaß gemacht und ich bin um einige wichtige Erkenntnisse reicher geworden.


2.208 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page